People of God – Berufungen

people of god – Berufungen

Berufung – die Dynamik des Lebens gestalten

Unsere people of god-Section:
Gott ruft jeden Menschen auf die für ihn oder sie passende Weise in ein Leben in Fülle. Er hat einen Plan für jede und jeden von uns, den wir gemeinsam mit ihm verwirklichen können und dürfen. Jede Berufung, egal ob in der Familie, im Ordensstand, als Priester oder alleinstehende Person, ist ein gleichermaßen kostbares Geschenk, das wir im Volk Gottes als Getaufte, als Könige und Priester – Königinnen und Priesterinnen – entdecken dürfen. Die people of god-Section möchte einen Raum für Menschen bieten, die ihre Berufung auf besondere Weise oder unter besonderen Umständen leben.
Du willst von Deiner Geschichte erzählen? Schreib uns an zukunftswerkstatt@jesuiten.org

Beziehung
Eine der größten Fragen der Menschheit ist verbunden mit dem eigenen Blick in den Spiegel: Was ist der Mensch? (Ps 8) Die biblischen Erzählungen des Anfangs der Welt stellen uns einen Gott vor Augen, der nicht zufällig oder willkürlich etwas aus dem Nichts erschafft, sondern er wird als absichtsvoller Schöpfer beschrieben, der in Beziehung zu seinem Geschaffenen steht. Diese Beziehung ist so intim, dass er den Menschen nicht nur als Mann und Frau erschafft, sondern sich selbst in ihn einprägt – denn der Mensch ist Ebenbild Gottes (Gen 1:26f).
Die biblischen Erzählungen wollen kein einmaliges Geschehen am Anfang aller Zeiten dokumentieren. Vielmehr laden sie zur Meditation, zum Gebet ein, damit die überlieferten Schriften mit jedem und für jeden Menschen neu zum lebendigen Wort Gottes werden. Denn in der Begegnung mit dem Wort Gottes in und aus der Bibel geschieht nach christlicher Überzeugung im Heiligen Geist eine konkrete und wahre Begegnung mit Gott, man tritt mit ihm in Beziehung.

Konkret
Ebenbild Gottes soll ich sein. Was für eine Zusage! Was für ein Geheimnis! In diesem Leben soll mein Name in die Hand Gottes eingeschrieben sein (vgl. Jes 49:16) und ich soll von seinem Lebensatem erfüllt sein. So betrachtet beginnt der Weg meiner Lebensberufung in jenem Moment, in dem ich von Gott bei meinem Namen gerufen werde (vgl. Jes 43,1). Denn dies ist die fundamentalste Berufung meines Daseins – in meinem Fall konkret: Clemens zu werden! Dieser Clemens, der in dieses Leben hineingegeben wurde, ist einmalig. Meine Erfahrungen und meine Entscheidungen kann niemand stellvertretend für mich übernehmen.
Damit mein individuelles Lebensgeheimnis nicht zum abstrakten Gedankenexperiment im luftleeren Raum wird, muss ich mein Leben entwerfen und gestalten. Ich muss Entscheidungen treffen, die in einer konkreten Welt, in einer konkreten Zeit und in der Begegnung mit konkreten Menschen ihre Konsequenzen zeigen müssen.

Vielschichtig
Ähnlich wie bei einer russischen Matroschka ist der persönliche, fundamentale Lebenskern von vielen Schichten umgeben, die man sich als verschiedene Ebenen der Berufung vorstellen kann. Zugleich ist natürlich klar, dass diese Ebenen sich nicht nur berühren, sondern sich auch – anders als bei der hölzernen Matroschka – gegenseitig durchdringen, Rück- und Wechselwirkungen aufeinander haben.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien einige grundlegende Aspekte aufgezählt:

  • mein persönliches Weltbild und meine Entscheidung zum (Nicht-)Glauben
  • meine Lebensform als Single, in einer Partnerschaft oder in einer Ordensgemeinschaft oder in einem freiwillig zölibatären Leben
  • meine Entscheidung zur Gründung einer Familie
  • meine Wahl der Ausbildung bzw. Qualifizierung
  • mein beruflicher Einsatz in dieser Welt und für andere Menschen

Wie nah diese Ebenen am eigenen Kern des eigenen Daseins sind, wie sie aufeinander einwirken, ist für jeden Menschen anders. Es gibt kein Richtig und kein Falsch, sondern nur den Ausdruck der verschiedene Eindrücke einer jeden Biographie.

Wandlung und Dynamik
Mit mir und jedem Menschen ist Gott eine Beziehung eingegangen, die von Freiheit geprägt ist. Es gibt kein individuelles Lebensticket, auf dem alle Zwischenhalte und -stationen bereits von Anfang verzeichnet wären. Die Wandlungen und offene Dynamik, in die das menschliche Dasein eingespannt ist, verunmöglichen es, Berufung als einen festen, unwandelbaren Block zu denken. Denn so wie Gott eine Beziehung, einen Prozess mit seiner Schöpfung und seinen Geschöpfen, mit mir eingegangen ist, so entwickelt sich die persönliche Berufung und die Gestaltung meines Lebensgeheimnisses in der Beziehung mit Gott, indem ich mich seiner Gegenwart, seinem Ruf aussetze und mich von ihm berühren, ja treffen lasse.
Auch wenn ich bereits auf einige grundlegende Berufungsfragen auf meinem Lebensweg eine Antwort gegeben habe, ist damit nicht alles abgehackt. Vielmehr geht es für  mich darum diese Antworten – ich bin Ordensmann bei den Jesuiten geworden und habe mich in Dienst als Priester nehmen lassen – in meinem Leben zu vertiefen und ihnen grundlegend treu zu bleiben. Nicht wissend welche Fragen Gott als nächstes stellt.

Von Clemens Kascholke SJ

No Comments

Sorry, the comment form is closed at this time.