„Alles zur größeren Ehre Gottes“

„Alles zur größeren Ehre Gottes“

„Alles zur größeren Ehre Gottes“ ist das Leitmotiv von Ignatius von Loyola. Seit meinen Einzug in die Zukunftswerkstatt vor einigen Monaten ist mir dieser Satz immer wieder in die Quere gekommen und ich habe mich lange an ihm gestoßen. Der Begriff „Ehre“ passte irgendwie nicht in mein Bild von Christentum und Kirche. Mir schwebt da eher eine „Kirche des Gründonnerstages” vor: Die gemeinsame Abendmahlsfeier und die Fußwaschung. Eine Kirche, die raus geht in die Welt, an die gesellschaftlichen Ränder geht, dient, sich auch mal die Hände schmutzig macht und gleichzeitig ein Ort der Gemeinschaft und des Austausches ist. Beim Begriff „Ehre“ habe ich eher an soziales Ansehen gedacht, mit allen gesellschaftlichen Auswüchsen, die daraus entstehen können. Etwa, wenn man sich selbst oder jemand anderen in seiner Ehre für verletzt hält. Auch an dem „Alles“ habe ich mich gestoßen, denn das hörte sich doch sehr verdächtig danach an, dass der Zweck die Mittel heilige.

Dass Ehre auch weit mehr sein kann, habe ich erst viel später verstanden. Genauso wie zum Beispiel ein Laudator bei einer Rede die zu ehrende Person in seiner Rede würdigt, kann ich Gott ehren. Der Laudator spielt bei seiner Rede selber keine Rolle. Er ist lediglich das Sprachrohr, das Werkzeug, um eine andere Person zu ehren. Es geht um die Ausrichtung, so wie der Laudator in seiner Rede die andere Person lobend in den Mittelpunkt stellt, so wird Gott in den Mittelpunkt gestellt. Gott zu ehren bedeutet für mich, mich auf ihn auszurichten und ihn ganz in den Mittelpunkt meines eigenen Lebens zu stellen. Das schafft ein tragfähiges Fundament für eine gelingende Gottesbeziehung und bereichert mein Leben.

„Ehre Gottes“ bedeutete für Ignatius die Gemeinschaft des Menschen mit Gott. „Alles“ zur größeren Ehre Gottes versteht Ignatius dementsprechend so, dass man Gott zum Beispiel nicht nur im Gebet finden kann, sondern dass er in allem vorkommt und sich überall finden lässt. So weist er darauf hin, dass wir Gott auch im Studium oder bei der Arbeit, in anderen Menschen, einem Tier oder auch in den „kleinsten Dingen“ wie einem Blatt oder einem Grashalm begegnen können.

Dann fiel mir das Bild von Gründonnerstag noch einmal ein. Gott macht alles für den Menschen, für mich. Er, der große, unendliche Gott, hat die Ehre von mir, dem einzelnen, kleinen Menschen im Blick. Er stellt mich in die Mitte seiner Aufmerksamkeit. Das befreit mich, ja erfüllt mich mit Begeisterung, dass auch ich Ihn, der so gut zu mir ist, mir die Schöpfung, meine Talente, meine Zukunft schenkt, dass ich seine Ehre in den Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit stellen kann. So ist es ein hin und her. Das drückt auch das Symbol der Zukunftswerkstatt aus, alles geht zur Mitte hin, die Gott ist, und alles geht von dieser Mitte aus…

„Alles zur größeren Ehre Gottes“ verstehe ich inzwischen als einen Vorschlag für ein Leben mit mehr Qualität und einer ganz neuen Tiefe

Alexander Schröter

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