Eine Welt(en)reise mit Gott

Eine Welt(en)reise mit Gott

Nach mehr als 6 Monaten in der Zukunftswerkstatt SJ geht mein Weg nun weiter. Es ist an der Zeit, ein Zwischenfazit zu ziehen – viele Erkenntnisse und Früchte werden wohl erst in Zukunft ersichtlich.
Ich kam im Februar 2017 nach Sankt Georgen um mich mit meiner Berufung auseinanderzusetzen – da kamen die Exerzitien für junge Leute wie gerufen. Nach 9 Tagen der Einkehr und einem intensiven Austausch mit Gott, reifte im Nachgang der Gedanke, für längere Zeit mich diesem Spektakel auszusetzen. Die Idee zu einer Auszeit, von beruflicher Karrierebestrebung, dem Verdienen von Geld und Sicherheit und dem „Sich-Einnisten“ abzusehen, war gewagt und hat sich dennoch gelohnt – ich möchte diese Zeit nicht missen.
Im September 2017 zog ich in die Zukunftswerkstatt ein – ohne genau zu wissen, wohin es mich treibt und was Gottes Wege mit mir sind. Ein Zitat von Bonhoeffer hängt in meinem Zimmer: „Ich verstehe deine Wege nicht – aber du weißt den Weg für mich.“ Dieses Zitat hat mich das Jahr über begleitet und auch jetzt weiß ich nicht sicher, wohin seine Wege mich führen. Doch die Zuversicht, dass Gott es gut mit mir und jedem Menschen meint, konnte ich weiter verinnerlichen.

In Bezug auf meine Berufungsfrage, ob ich mir ein zölibatäres Leben, ob als Priester oder als Ordensmann, vorstellen kann, konnte sich einiges aufklären: Aktuell möchte ich eher eine Familie haben, Kinder, ein Haus mit Garten und Hund. Ganz vom Tisch wird die Frage aber wohl nie sein. Aber was bleibt sind die Momente der Einsamkeit und das Alleine-sein (vor Gott). Diese Stille möchte ich mir bewahren – auch innerhalb eines vermutlich turbulenten Lebens in dieser Welt.

In der Zeit vor meinem Einzug fühlte ich mich grundsätzlich oft hin- und hergerissen, konnte mich schwer für Dinge entscheiden – gerade, wenn diese Entscheidung mit Enttäuschungen anderer Menschen im Zusammenhang stand. Das fällt mir nun deutlich leichter, da ich verstanden habe, dass nur mein freier und dann auch kommunizierter(!) Wille ein Leben auf Augenhöhe mit meinen Mitmenschen ermöglicht – dies zumindest vereinfacht. Mittlerweile habe ich auch mehr meine innere Mitte gefunden und kann so meine Kräfte besser einsetzen. Ich habe verzeihen gelernt – auch gegenüber mir selbst, das war ein langer und auch anstrengender Prozess – aber der Aufwand war es wert.

Ich habe Gott wieder mehr Zeit in meinem Leben eingeräumt – Zeit mit mir – um Ihn auch in mir zu finden, und nicht hauptsächlich in anderen und in der Gemeinschaft – was meine fokolarinische Prägung so mit sich gebracht hat – die ich mir aber behalten werde – der Schwerpunkt ist ja nicht schlecht. Ignatius konnte hier eine weitere Balance in meinem Leben schaffen – ein besseres Gleichgewicht zwischen dem Anderen und mir – der Eigen- wie der Nächstenliebe.

Ich habe unterschiedlichste Menschen kennengelernt, die mich in meinem Glauben bestärkt, begleitet und auch herausgefordert haben. Dafür bin ich praktisch unaussprechlich dankbar.

Ich habe bemerkt, dass „Freude und Hoffnung, Trauer und Leid der jungen Menschen von heute auch Freude und Hoffnung, Trauer und Leid“ der Zukunftswerkstatt und ihrer Mitarbeiter.innen sind.

Ich kann nur Jede.n ermutigen, sich einmal auf sich selbst und Gott einzulassen – es müssen ja nicht gleich 6 Monate sein – um so zu sich und vielleicht auch zu Gott zu finden. Oder wie ein weiser Mann gesagt hat: „Er ist schon da – er geht dir entgegen – und freut sich auf dich.“

Das Angebot der Zukunftswerkstatt lockt junge Menschen aus unterschiedlichsten Richtungen (auch geografisch!) an und so war es vor allem ein Ort für die Einheit – ein Ort, an dem unterschiedlichste Menschen gemeinsam auf der Suche sind nach Gott, Antworten und Perspektiven für ihr eigenes, gelingendes Leben.

Tobias Otte

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